22 Jan

Was will der Lama mit dem Gewehr?


Was will der Lama mit dem Gewehr?
FSK
FSK unbekannt
Dauer
107 min
Genre
Drama-Film, Komödie
Produktion
Bhutan, Taiwan 2024
Regie
Pawo Choyning Dorji
Darsteller
Tandin Wangchuk, Tandin Phubz, Kelsang Choejay, Tandin Sonam, Choeying Jatsho

Die ganze Welt erstickt in Chaos und Krieg. Die ganze Welt? Nein, in Bhutan, einem kleinen buddhistischen Königreich im Himalaya, ist die Welt noch in Ordnung. Bis der König auf die Idee kommt, sein Volk glücklich machen zu wollen, indem er ihnen zuerst Zugang zu Internet und Fernsehen gibt und dann auch noch die Demokratie einführt.

„Wir sind doch schon glücklich“, denken sich die Menschen verwirrt. Sie sollen lernen, wie Wahlkampf funktioniert, während nebenbei ein so genannter „007“ im TV rumschießt.

Also werden Probewahlen anberaumt. Kaum haben sich die ersten Kandidaten positioniert, tun sich Risse auf in der Gesellschaft. Wehe, jemand ist für den „falschen“  Möchtegern­politiker.

Dem alten, hochverehrten Lama (Kelsang Choejay) reicht es. Er beauftragt einen jungen Mönch, ein Gewehr heranzuschaffen (Leichter gesagt als getan in einem Land, in dem kaum einer eine Waffe hat und viele gar nicht wissen, wie ein Gewehr aussieht.) und kündigt eine wichtige Zeremonie an. Die Spannung im Dorf steigt, die Vorfreude ist riesig … Aber was will der Lama mit dem Gewehr?

Pawo Choyning Dorji debütierte 2019 mit »Lunana«, in dem er einen Lehrer mit Auswanderungsplänen in der entlegensten Schule Bhutans den Wert heimatlicher Verbundenheit lernen ließ. Gedreht wurde seinerzeit mit einem Miniteam am nichtelektrifizierten Originalschauplatz.

Diesmal ging es vergleichsweise gemütlich zu, ist doch das Dorf Ura, in dessen Umgebung die Orte der Handlung liegen, ans Stromnetz angeschlossen und mit dem Auto erreichbar. Was will dort nun also der Lama mit dem Gewehr? Beziehungsweise warum erzählt Pawo Choyning Dorji – der neuerlich ein eigenes Drehbuch mit großteils Laiendarstellern in Szene setzt – seine Geschichte?

Die Folgen des Systemumbruchs, den Bhutan in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, sind zur Gänze noch gar nicht abzusehen; da mag eine Erinnerung an jene Phase, in der die traditionellen Werte des Landes sich frisch herausgefordert sahen, mehr als nur den Zweck eines nostalgischen Rückblicks erfüllen.

Jene Zeremonie nämlich, die der Lama am Ende durchführt, verfügt durchaus über globale Strahlkraft. Sie bestätigt zudem, was der Filmemacher selbst als Motiv seiner Arbeit mitteilt: Bhutan mag keine übermäßig laute Stimme haben, es hat aber der Welt Wichtiges mitzuteilen, auf das zu hören lohnt.


Mittwoch, 22.01.2025, 17:00
7,00€
Mittwoch, 22.01.2025, 20:00
7,00€

29 Jan

Ein kleines Stück vom Kuchen


Ein kleines Stück vom Kuchen
FSK
FSK ab 12
Dauer
97 min
Genre
Drama-Film
Produktion
Iran, Frankreich, Schweden, Deutschland 2024
Regie
Bettash Saneeha, Maryam Moghadda
Darsteller
Lily Farhadpour, Esmaeel Mehrabi

Iranisches Drama über eine siebzigjährige Witwe, die beschließt, ihr Liebesleben wieder aufleben zu lassen und eine unvergessliche Begegnung macht.

Erzählt wird mit großer Wärme eine schöne Geschichte von Hoffnung und Liebe, mit sanfter Kraft gegen die Tabus der Gegenwart.

Mit 70 Jahren fühlt sich Mahin (Lily Farhadpour) in ihrer iranischen Heimat allein. Ihr Ehemann ist verstorben, ihre Tochter und Enkelkinder leben in Europa. Beim gemeinsamen Nachmittagstee mit ihren Freundinnen kommt das Gespräch auf eine neue Romanze in ihrem Alter. Ehe sie sich versieht, reift in Mahin der Wunsch nach einer neuen Liebe.

In einer Bäckerei, einem Kaffeehaus und schließlich in einem Restaurant sucht sie nach einem neuen Mann für ihr Leben. Sie wird fündig in Faramarz (Esmaeel Mehrabi), ein Taxifahrer und Veteran. Sie verbringen einen gemeinsamen Abend, bei dem sie gegen alle Regeln der Sittenpolizei verstoßen. Er mündet in Mahins Wohnung: Sie will ihren Lieblingskuchen für ihn backen. Es ist ein unvergesslicher Moment für zwei Menschen im fortgeschrittenen Alter.

Der iranische Beitrag „Ein kleines Stück vom Kuchen“ lief im Wettbewerb der Berlinale 2024 und konnte dort vor allem die Fachpresse überzeugen. Am Ende wurde das Werk mit dem FIPRESCI-Preis und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.

Der Film stammt vom Regie-Duo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (beide „Ballade von der weißen Kuh“), deren Reisepässe seit September 2023 von den iranischen Behörden konfisziert worden und ihnen somit die Ausreise verwehrt blieb. Das Duo wollte für die Postproduktion nach Paris reisen. Zeitgleich fand eine Razzia beim Schnittmeister des Films statt. Das Filmmaterial wurde dabei glücklicherweise nicht konfisziert. Bei der Weltpremiere im Februar 2024 in Berlin konnte das Regie-Duo nicht teilnehmen.


Mittwoch, 29.01.2025, 17:00
7,00€
Mittwoch, 29.01.2025, 20:00
7,00€